Der christliche Mensch hat nicht wie die Gläubigen der Erlösungsmythen aus den irdischen Aufgaben und Schwierigkeiten immer noch eine letzte Ausflucht ins Ewige, sondern muss das irdische Leben wie Christus (« Mein Gott, warum hast du mich verlassen? ») ganz auskosten und nur indem er/sie das tut, ist der Gekreuzigte und Auferstandene bei ihm /bei ihr und ist er/sie mit Christus gekreuzigt und auferstanden. Das Diesseits darf nicht vorzeitig aufgehoben werden. Darin bleiben Altes und Neues Testament verbunden. Erlösungsmythen entstehen aus den menschlichen Grenzerfahrungen. Christus aber fasst den Menschen in der Mitte seines Lebens.
Gott lässt sich aus der Welt heraus drängen ans Kreuz, Gott ist ohnmächtig und schwach in der Welt und gerade und nur so ist er bei uns und hilft uns.
Christsein heisst nicht in einer bestimmten Weise religiös sein, aufgrund irgendeiner Methodik etwas aus sich machen (Sünder, Büsser, oder Heiligen), sondern es heisst Menschsein, nicht einen Menschentypus, sondern den Menschen schafft Christus in uns. Nicht der religiöse Akt macht den Christen, sondern das Teilnehmen am Leiden Gottes im weltlichen Leben.
– Hans Ruedi Weber in «Und kreuzigten ihn. Meditationen und Bilder aus zwei Jahrtausenden». Göttingen 1979
Christen und Heiden
Menschen gehen zu Gott in ihrer Not,
Flehen um Hilfe, bitten um Glück und Brot,
Um Errettung aus Krankheit, Schuld und Tod.
So tun sie alle, alle, Christen und Heiden.Menschen gehen zu Gott ihn Seiner Not,
Finden ihn arm, geschmäht ohne Obdach und Brot,
Sehn ihn verschlungen von Sünde, Schwachheit und Tod.
Christen stehen bei Gott in Seinem Leiden.Gott geht zu allen Menschen in ihrer Not,
Dietrich Bonhoeffer
Sättigt den Leib und die Seele mit Seinem Brot,
Stirbt für Christen und Heiden den Kreuzestod,
Und vergibt ihnen beiden.