Pfingstsonntag, 31. Mai 2020

Dimension des heiligen Geistes

Predigt von Dorothea Loosli, Mennoniten-Gemeinde Bern

Text:

Die Ausgießung des Heiligen Geistes Apg 2, 1 – 11 (Schlachter- Bibel)

1 Und als der Tag der Pfingsten sich erfüllte, waren sie alle einmütig beisammen.
2 Und es entstand plötzlich vom Himmel her ein Brausen wie von einem daherfahrenden gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.
3 Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich zerteilten und sich auf jeden von ihnen setzten. 4 Und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist es ihnen auszusprechen gab. 5 Es wohnten aber in Jerusalem Juden, gottesfürchtige Männer aus allen Heidenvölkern unter dem Himmel. 6 Als nun dieses Getöse entstand, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. 7 Sie entsetzten sich aber alle, verwunderten sich und sprachen zueinander: Siehe, sind diese, die da reden, nicht alle Galiläer? 8 Wieso hören wir sie dann jeder in unserer eigenen Sprache, in der wir geboren wurden? 9 Parther und Meder und Elamiter und wir Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadocien, Pontus und Asia; 10 Phrygien und Pamphylien, Ägypten und von den Gegenden Libyens bei Kyrene, und die hier weilenden Römer, Juden und Proselyten, 11 Kreter und Araber – wir hören sie in unseren Sprachen die großen Taten Gottes verkünden!

In der Pfingstgeschichte wird uns die Ursprungserfahrung der Christen mit dem Heiligen Geist erzählt. Ich finde es spannend, mit diesem Ereignis wird für uns eine weitere Dimension Gottes explizit sicht- und spürbar.

«Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen» wird in Psalm 18,30 die Erfahrung besungen, dass Gott Kraft verleiht um Hindernisse zu überwinden, um Grenzen zu überschreiten und für unmöglich Gehaltenes zustande bringt. Seit Pfingsten wissen wir: Diese alles überwindende Kraft ist der Heilige Geist, den Jesus in der Apostelgeschichte 1,8 angekündigt hat «Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes Empfangen, der auf euch kommen wird.»

Im Buch «Nachfolge» hat Dietrich Bonhoeffer im Kapitel über die Taufe eine kleine Theologie des Heiligen Geistes eingebaut. Er zeigt aufgrund zahlreicher Bibelstellen auf, wie der Heilige Geist Gewissheit und Klarheit im Leben der Jesus- Nachfolgenden schafft. Er lehrt uns, dass – ausgehend von der Taufe als Gabe des Heiligen Geistes – das Christsein etwas sehr dynamisches ist: Wenn Nachfolge bedeutet hinter Jesus herzugehen und zu spüren, was er mir heute sagen und wohin er mich lenken will, dann könnten das auch neue, ungeahnte, kreative und nicht zuletzt unsichere Wege sein. Wenn der Geist Gottes in eine bestimmte Lebenssituation hinein wirkt, dann kann das eine oft überraschende Helligkeit und Ruhe in einem Menschen auslösen.

Im Laufe der Geschichte hat der Heilige Geist viele symbolische Namen erhalten, vom Feuer Gottes bis zum Lebendigmacher – am besten gefällt mir «der uns Flügel verleiht», denn

mit dem Heiligen Geist überspringen wir die Grenzen unserer eigenen Möglichkeiten – indem er uns den wahren Glauben schenkt

An Gott glauben heisst nicht, bestimmten Sätzen zuzustimmen. Die Frage, ob wir glauben, dass Jesus Christus Wunder getan hat oder für unsere Sünden gekreuzigt wurde ist für die Bedeutung des Glaubens eher nebensächlich. An Gott glauben heisst, das ganze Vertrauen auf ihn setzen, sich auf ihn verlassen. Das fällt uns Menschen einiges schwerer als ja zu den genannten Fragen zu sagen. Wie stolz sind wir doch, wenn wir es selber packen, wenn wir selbst unseres Glückes Schmied sind, wenn wir es selbst können. Wir lassen uns nur sehr ungern unter die Arme greifen, das würde ja heissen, dass man es nicht selbst schafft. Durch dieses Denken fehlt uns die Vernunft und Kraft zum wahrhaften Glauben an Gott, es schränkt uns ein – bitten wir den Heiligen Geist um den Glauben der uns Flügel verleiht.

mit dem heiligen Geist überspringen wir die Grenzen unserer eigenen Möglichkeiten – indem er uns in der Trostlosigkeit tröstet

Wir alle wissen aus eigener Erfahrung wie wohl es tut, getröstet zu werden. Wir kennen tröstende Worte oder eine wortlos tröstende Geste, aber auch das Gefühl der Untröstlichkeit, die weder für Worte noch Gesten empfänglich ist. Wir wissen, was mit dem Wort «Trost» gemeint ist, auch wenn es in einem ganz banalen Zusammenhang wie einem Stück Schokolade als «Seelentröster» gebraucht wird. Es gilt aber zu unterscheiden zwischen echtem und falschem Trost. Ein enttäuschter Getrösteter war Hiob als er seinen Freunden antwortete: «Ich habe das schon oft gehört. Ihr seid allzumal leidige Tröster. Wollen die leeren Worte kein Ende haben?»(16,2f). Mit dem Wort «Trost» verbinden wir Handlungen wie Zuspruch, Ermutigung, Beistand und Hilfe und der Zustand, der dadurch erzeugt wird: Innere Ruhe, Mut Zuversicht. Dieser Trost macht getrost. Von guten Mächten sind wir wunderbar behütet und getröstet – wie es Dietrich Bonhoeffer ausdrückt – und «erwarten wir getrost, was kommen mag» – er verliess sich darauf, vom Heiligen Geist getröstet zu werden.

mit dem heiligen Geist überspringen wir die Grenzen unserer eigenen Möglichkeiten – indem er uns Beten lernt

Die Not lehrt uns Beten, sagt ein Sprichwort. Es sagt aus, dass damit auch im Beten ungeübte oder vom Beten gar nichts haltende Menschen in äusserster Not zum Beten finden. Jedem liege es sozusagen im Blut, in Worten des Gebets Zuflucht zu nehmen, deshalb sei das Beten in allen unterschiedlichen Religionen und Kulturen anzutreffen. «Gott sei Dank» oder «Ach Gott» sind Klage- oder Bittgebete in Kürzestform.

Allerdings verschafft Gott kaum Erfüllung wenn er mit einem selbstsüchtigen Wunschzettel bemüht wird, wenn alles andere nicht mehr verfängt. Ebenso wenig, wenn es sich eher um eine religiöse Show handelt und gezeigt wird, wie fromm man ist. Jesus hat davon in der Bergpredigt gesprochen (Matt 6,5ff) «Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schliess die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten.» Mit dem «Vater unser» hat er uns eine Anleitung gegeben. Doch wie schütze ich mich, dass ich nicht auch diese Zeilen mit meinen unheiligen Wünschen und Absichten fülle? Wer lehrt mich die Unterscheidung zwischen Ereignissen, in die ich mich nach Gottes Willen schicken soll und solchen um deren Abwendung ich um seinen Willen bitten darf? Solche Überlegungen sollen uns nicht verstummen lassen, denn all dies liegt nicht bei uns. Die Frage dazu ist einzig, ob wir frei und bereit dazu sind, uns nicht auf uns selbst zu verlassen, sondern dem Geist Gottes in uns Raum zu geben, er wird die rechten Worte finden.

mit dem heiligen Geist überspringen wir die Grenzen unserer eigenen Möglichkeiten – indem er uns zu Lieben befähigt

Auch in der Liebe kann man zwischen recht und falsch unterscheiden. Dabei ist vorab zu klären, dass die Selbstliebe kein Gegensatz zur Nächstenliebe ist. Wer sich selbst nicht liebt, der wird sich auch schwer tun, mit anderen sorgsam umzugehen. Es geht also nicht darum, sich statt der Selbstliebe der Nächstenliebe zu widmen, wer nicht imstande ist zu lieben, dem hilft es wenig, wenn er dazu aufgefordert wird. Im Gegenteil, eine Appell führt zu Selbstbezichtigung, «ich schaffe es nicht, ich bin verachtenswert». Wir dürfen uns nichts vormachen, wir alle stehen uns umgebenden Wünschen, Verführungen und Mächten nicht selbstbestimmt und souverän gegenüber, wie oft ziehen wir sie lieblos dem Mitmenschen vor? Ob wir zur Liebe fähig sind hängt davon ab, was uns antreibt. Luther hat das Phänomen krass ausgedrückt: Der menschliche Wille ist wie ein Reittier, es wird entweder von Gott oder vom Teufel geritten. Die Bitte um den Heiligen Geist bringt zum Ausdruck, dass ohne seinen Beistand, Hilf und Gunst die Liebe in uns keine Wurzeln schlägt.

mit dem heiligen Geist überspringen wir die Grenzen unserer eigenen Möglichkeiten – indem er uns zum Bekenntnis ermutigt

Ist es nicht sonnenklar, dass man als Christ Widerstand hätte leisten müssen – solche und viele weitere Fragen brechen zum 75jährige Jubiläum des Kriegsendes auf. Aber wie oft ziehen wir es vor, bei frechen und aggressiven Kommentaren über Langsame, Beeinträchtigte, Andersfarbige und -glaubende zu schweigen? Es lohnt sich ja nicht Streit zu suchen, zudem wirken die Akteure furchterregend – das gibt uns eine Ahnung, dass in einer brenzligen Situation offen zu seiner Meinung zu stehen ganz und gar nicht selbstverständlich ist.

«Es gilt ein frei Geständnis in dieser unserer Zeit» heisst eine Aufforderung in einer Liedzeile, doch eine Aufforderung kann die Angst und Menschenscheu nicht vertreiben, das kann nur der Geist des Muts und der Wahrheit, der mit seinem heiligen Feuer unser Herz und unsere Lippen anrühren muss.

mit dem heiligen Geist überspringen wir die Grenzen unserer eigenen Möglichkeiten – indem er in uns die Feindschaft der Sprach-, Kultur-, und Religionsgrenzen überwindet

Die Verwirrung der Sprachen steht als Symbol für die Risse und Brüche, die Menschen verschiedener ethnischer, kultureller und religiöser Prägung voneinander trennen. Dass diese Trennlinien auch in Europa noch nicht überwunden sind, mussten wir in den letzten Jahrzehnten schmerzlich erfahren (Irland, Balkan). Mit dem Pfingstfest haben die Sprachen und Kulturen das Trennende und die abschottende Wirkung verloren, die Menschen konnten einander verstehen – sollte man meinen. Jedes Jahr feiern wir die Ausschüttung des Heiligen Geistes und nähren die Hoffnung, dass die Gräben zwischen Menschen und Völkern und Rassen zugeschüttet oder doch wenigstens überbrückt werden können. Das braucht übermenschliche Hoffnungskräfte, denn da ist oft niemand, der die Scharfmacher zur Räson bringt, wenn sie die zarten Pflänzchen des Ausgleichs und der Versöhnung mit ihrem Hass vergiften. Naheliegend, wenn sich die Menschen zurückziehen, «am besten lässt man die Wunde ausbluten» wie man so schön sagt. Aber es gibt bewundernswerte Menschen, die nicht müde werden ihr Leben und ihre Gesundheit aufs Spiel zu setzen um das Unmögliche möglich zu machen. Solche Geduld, solcher Mut und solche Verwegenheit kann nur im Horizont des Wirkens des Heiligen Geistes verstanden werden, er steht nicht für Uniformität sondern für Kreativität und die Einheit in Vielfalt.

mit dem heiligen Geist überspringen wir die Grenzen unserer eigenen Möglichkeiten – indem er uns anhält das Heilige zu hüten

Durch die ganze Bibel – insbesondere aber im Alten Testament – zieht sich der Gedanke durch, dass Gottes Heiligkeit der ganzen Welt innewohnt. Gott offenbart seine Heiligkeit nicht nur den Menschen, er heiligt Dinge, Orte, Zeiten und Menschen und nimmt sie für sich in Anspruch. Die Menschen sind immer wieder der Versuchung ausgesetzt, das Heilige nach ihren Wertmassstäben zu bestimmen und damit falsche Götter zu verehren. Was nach Gottes Willen geheiligt werden soll nehmen wir zu unserem eigenen Schaden ins Meer des Gewöhnlichen zurück. Von der Ruhe am siebten Tag bis zur geheiligten Natur. Es scheint, dass Heilig werden und Heiliges tun nicht in der Reichweite der menschlichen Möglichkeiten liegt. Die Heiligkeit der Welt kann nur aus der Teilhabe an Gottes Heiligkeit und aus ihrer Widerspiegelung entstehen, so ist sie den Menschen nur als erbeten und geschenkt zugänglich. Der Kirchenvater Augustinus hat das wunderschön zum Ausdruck gebracht:

Atme in mir, du heiliger Geist, dass ich Heiliges denke.
Treibe mich, du heiliger Geist, dass ich Heiliges tue.
Locke mich, du heiliger Geist, dass ich Heiliges liebe.
Stärke mich, du heiliger Geist, dass ich Heiliges hüte.
Hüte mich, du heiliger Geist, dass ich das Heilige nimmer verliere.

Sonntag, 24. Mai 2020

Predigt von Erwin Röthlisberger, Mennoniten-Gemeinde Bern

Macht euch keine Sorgen um den nächsten Tag! Der nächste Tag wird für sich selbst sorgen. Es genügt, dass jeder Tag seine eigene Last mit sich bringt. Matthäus 6, 34 Neue Genfer Übersetzung

Je älter ich werde, desto mehr liebe ich die Worte von Jesus, denn ich merke und erlebe, dass dahinter oft auch eine grosse Hilfe zum Gestalten für unser Leben steht. Er ist ja der grosse Erlöser, im geistlichen Bereich durch Karfreitag und Ostern, aber er will uns auch erlösen von unseren falschen Lebensmustern, befreien zu einem erfüllten Leben und das schon heute und jetzt in unserem Leben auf dieser Erde.

Im Vers oben lesen wir eine Anleitung zu einem befreiten Leben ohne unnötiges Sorgen und sich täglich Abmühen.
Der Vers stammt aus der Bergpredigt von Jesus, oder besser würde man ja sagen, aus seiner Lehre auf dem Berg, aus seiner Regierungserklärung, wie man in seinem Reich das Leben gestalten kann.

Es gibt dort noch andere Aussagen über das Nicht-Sorgen wegen Essen und Trinken, wegen der Bekleidung. Vielleicht beschäftigen uns aber gerade andere Dinge mehr als Essen und Trinken, z.B. Krankheiten, Beziehungskrisen oder die Frage, wie es weiter geht mit dem Versammlungsverbot.

Dieser Vers passt für mich deshalb auch gut in diese Corona Zeit. Sich nicht sorgen für den nächsten Tag heisst auch, sich nicht sorgen für die nächste Zukunft, wir dürfen gelassen sein, wissen, dass Gott ja alles in seinen Händen hält, auch ein jedes von uns. In aller Gelassenheit halten wir uns aber auch an die Empfehlungen vom BAG, sonst wären wir nicht weise.

Zu Beginn der Pandemie haben wir erlebt, wie es plötzlich Hamsterkäufe gab. Alles Ermahnen von den Grossverteilern und Geschäften, es habe genug Ware in den Lagern, auch morgen noch, dass wir uns nicht sorgen müssen, es habe dann plötzlich nichts mehr, all diese Aufrufe nützten nicht bei allen, aus Sorge für morgen wurde gehamstert.
Waren es Angstkäufe oder Käufe aus Vorsorge, aus purem Egoismus?
Auf jeden Fall zeigte es nicht Freiheit und Gelassenheit, kein sich Nicht-Sorgen zu müssen für morgen.

Ich denke, dass Jesus mit seiner Aussage auch nichts gegen eine gesunde Vorsorge, gegen ein Leben mit gesunder Vorratshaltung hatte. Es geht ihm darum, dass wir befreit von Ängsten und Zwängen leben dürfen, im Vertrauen, dass der Vater im Himmel weiss, dass wir das alles brauchen, Essen und Trinken.
Sich nicht sorgen für morgen beinhaltet auch noch ganz andere Bereiche im Leben als Essen und Trinken. Als bald 75 Jahre alter Mann gehöre ich eindeutig zu der Risikogruppe der Menschen, denen das Corona Virus schwer zusetzen kann, da gibt es nichts zu beschönigen. Trotzdem muss ich mich nicht für den morgigen Tag sorgen, wie Jesus sagte. Dieses Angebot nehme ich gerne an und es geht mir damit auch gut.

Sich nicht sorgen zu müssen, gelassen und getrost zu leben ist ein grosses Geschenk, das wir annehmen dürfen und dazu fordert uns Jesus auf, der Sohn Gottes, nicht irgendeiner! Ich weiss aber auch, dass es auf dieser Erde viele Menschen gibt, für die ein so gutes Leben, wie ich oder wir es leben dürfen, nicht möglich ist, gerade in dieser Zeit, denn sie wissen wirklich nicht, was sie morgen essen und trinken werden, wo sie Hilfe erhalten, wenn sie krank sind.
Dieses Wissen geht oft wie ein Schatten über mein Wohlergehen, diese Menschen tun mir so leid und ich fühle mich hilflos. So will ich mir immer bewusst sein, wie gut ich es habe. Dies führt mich täglich zum Danken, zum Dankbarsein

Dazu werden wir auch aufgerufen in der Bibel:

Seid dankbar in allen Dingen, denn das ist der Wille Gottes für euch.1.Thessalonicher 5,18 Lutherübersetzung

Interessant ist, Jesus selber ruft uns nicht auf, dankbar zu sein, das erstaunt mich selber. Dass er jedoch dankbar war, das sehen wir in seinem Leben, zum Beispiel wenn er beim Brotbrechen vorher immer ein Dankgebet spricht. Ich darf wohl sicher sein, dass er in seinen persönlichen Gebeten seinem Vater auch für vieles Danke gesagt hat.

Zum Dank aufgerufen werden wir im obigen Vers, dankbar sein in allen Dingen, das sei der Wille Gottes für uns.
Das tönt ja gut, aber hier dürfen wir auch ganz ehrlich auf uns blicken, oder wenigstens ich auf mich. Wie wenige Sorgen braucht es, wie wenige Probleme, in denen wir stecken, und der Dank bleibt uns auch im Halse stecken! Dann ist uns nicht mehr zum Danken zu Mute, kreisen ganz andere Gedanken in uns, Gedanken der Sorge, des Unmutes, der Frage, wie es weitergehen soll. Hier kommt der seelsorgerliche Aufruf von Jesus uns zu Hilfe.

Euer Vater im Himmel aber weiss, was ihr braucht. Vers 32 So steht es in einem Vers neben dem oben erwähnten.

Legt alles in Gottes Hand, was euch belastet oder was ihr nicht selber lösen könnt. Es genügt, dass jeder Tag seine eigene Last mit sich bringt. (Vers 34)

Im Psalm 131 haben wir gelesen:
Still dürfen wir sein, so wie ein sattes Kind im Arm seiner Mutter.
So ruhig und zufrieden dürfen wir sein, ein schönes Bild für uns, so also ist Gott, er trägt uns in seinem Arm!

Ich komme nochmals zurück zum Aufruf dankbar zu sein.
Gerade in unserer Zeit der Pandemie Covid 19. da spüre ich Dankbarkeit für so vieles, das ich vorher als völlig normal betrachtete. Es machte mich wohl sensibler, lässt mich mehr wahrnehmen, ganz einfache Dinge werden plötzlich so schön, lösen in mir ein Gefühl der Dankbarkeit aus. Ich bin so frei und nenne persönlich einige Dinge und lade euch ein, dass ihr euch fragt, was in euch Dankbarkeit auslöst:

  • Der Ort, wo wir leben dürfen, er ermöglicht uns trotz dem Aufruf «Bleiben sie zu Hause» in unserer Umgebung wie zu Hause spazieren zu gehen.
  • Der Frühling mit dem schönen Wetter, den blühenden Blumen.
  • Dann erleben, wir sind nicht allein, auch wenn wir viel allein sind, fühlen wir uns verbunden mit der Familie, welche für uns z.B. den Einkauf macht.
  • Die Verbundenheit mit euch Geschwistern in der Gemeinde, durch Telefonanrufe, durch die Predigtunterlagen für jeden Sonntag.
  • Für die Gewissheit in Gottes Hand zu sein, gerade in dieser Zeit.
  • Hier ist Platz, damit ihr eure Dankbarkeit in Worte fassen könnt:
    ……………….

Ich lade euch ein, bewusst das zu suchen, was euch guttut, was euch zur Dankbarkeit führen kann. Das ist eine Hilfe für unser inneres Leben, auch für unser Glaubensleben. Dann bewusst Gott dafür Danke sagen, unterwegs oder im stillen Kämmerlein. Bewusst Jesus Danke sagen für seine Freiheit, die er uns gebracht hat, eine allumfassende Freiheit.

So wird unser Leben reich und gesegnet sein.

Gebet
Lieber Vater im Himmel, wir haben so viel Grund dir zu danken, für deine Güte zu uns, die nie aufhört, für deine Liebe zu uns, die wir in Jesus Christus erfahren dürfen. Wir danken, dass du für uns sorgst, uns trägst in deinen Armen. Sei mit allen unseren Geschwistern weltweit, Hilf denen, die keine Hilfe von Menschen erhalten, sei du ihr Helfer und Tröster. Dich wollen wir ehren und anbeten, jetzt und alle Zeit Amen

https://www.youtube.com/watch?v=FFU_DsTiiKI

Die neue Bundeslade sind wir

Gedanken zum Sonntag, 17. Mai 2020 – von Paul Veraguth

Kurzer Rückblick

Ihr Lieben, die Taufgesinnten konnten immer auf eine glorreiche Zeit zurückblicken. Zu den Prunkstücken der Vergangenheit gehört das vorbildliche und tapfere Zeugnis der ersten Täufergeneration. Dazu gehören deren frühen Schriften, die kleinen lebendigen Gemeinden, die unerschrockenen Täuferlehrer, die Bereitschaft, um des Glaubens alles hinter sich zu lassen, und die Fähigkeit der Überlebenden der Verfolgungszeit, woanders unter schwierigen Verhältnissen ein neues Leben aufzubauen. Und natürlich noch viel mehr.


Die Hauptelemente, welche die Gemeinden einigten, waren die Glaubenstaufe, das einfältige Schriftverständnis, das Liedgut und das geschwisterliche, dh familiäre und unhierarchische Gemeindeleben. Besonders ragte die friedensstiftende Kraft der Versöhnung und die Verweigerung der Gewalt heraus. Daraus haben sich nun jahrhundertealte Traditionen und ein entsprechendes Bewusstsein entwickelt. Es gibt eine täuferische Kultur, die auf beiden Seiten des Atlantiks spürbar ist.
Wie die Täufer, so hatte auch das Volk des alten Bundes eine Mitte. Sie war unersetzbar. Sie bestimmte ihre Geschichte, ihren Glauben und die Art ihres Gottesdienstes. Man nannte sie in Hebräisch «Gnadenthron», «Sühnedeckel» oder «Lade des Zeugnisses». Heute wird sie vereinfacht als «Bundeslade» bezeichnet. Wo immer Israel Geschichte schrieb: Die Bundeslade war dabei. Sie zog vor dem Volk her, als es durch die Wüste zog. Im Verlauf dieser vierzig Jahre kamen verschiedene Gegenstände in diesen Kasten aus Holz und Gold, so die beiden Steintafeln der zehn Gebote, die Schriftrollen von Moses, ein wenig Manna und der Stab des Hohepriesters Aaron.

Sie war dabei, als sich der Jordan teilte: Mitten im Fluss standen die Priester mit ihr, so dass sich das Wasser staute. Als Jericho fiel, wurde sie dem trompetenden Volk vorangetragen. Dem Priester Eli kam sie abhanden, brachte aber den Philistern ausschliesslich Plagen, so dass die Feinde Israels sie mit Geschenken an Eli zurückschickten. Als David das Heiligtum auf dem eroberten Berg Zion einweihte, brachte man sie herbei. Als Israel von den Babyloniern umzingelt war, befahl Jeremia seinen Jüngern, sie zu verstecken (2. Makk. 2,5). Sie gruben einen Tunnel unter der Stadtmauer durch und verbargen sie am Ende dieses Stollens in einer Kammer. So wurde sie nicht nach Babel verschleppt.

Warum gab Gott seinem Volk die Lade nicht zurück?

Das erste, was 70 Jahre nach der Wegführung ins Exil hätte geschehen müssen, wäre doch die Bergung der Lade gewesen. Es geschah aber nicht. Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Jeremia liess dafür sorgen, dass sie nicht leicht zu finden sei – eigentlich unauffindbar. So musste Israel fortan improvisieren, wenn der Versöhnungstag (Jom Kippur) anbrach. Man konnte das Blut der Versöhnung (des «Sündenbocks») nicht mehr ins Allerheiligste tragen und es dort auf den «Sühnedeckel» streichen. Gab es diesen jährlichen Versöhnungsakt überhaupt noch? Gab es noch die Vergebung für alles Sünden eines ganzen Jahres, wenn die Lade nicht mehr im Allerheiligsten auf ihren grossen Tag wartete? Man musste im Volk diese Frage offenlassen.

Ich selber gehe davon aus, dass die meisten Zurückgekehrten – und wohl auch der Grossteil der Priester – nicht Bescheid wussten, dass hinter dem schweren Vorhang im Tempel gar keine Lade mehr stand. Der diensthabende Hohepriester tat einfach «als ob», wenn er mit dem Blut feierlich hinter den Vorhang schritt. Ichvermute, dass dort ein improvisierter Tisch stand; irgendetwas hat man wohl gebastelt. So wurde das Gewissen der Sünder auch entlastet, wenn die Menschen diesem Akt der Versöhnung in den Vorhöfen des Tempels beiwohnten. Um hier ganz ehrlich zu sein: Gott vergibt den Reumütigen immer, Lade hin oder her.

Und nun betrachten wir den wichtigen Text, der gut in die Zeit zwischen Karfreitag/Ostern und Pfingsten passt – also genau in das Zeitfenster, in welchem wir heute stehen:

Und es wird geschehen, wenn ihr euch im Land vermehrt und fruchtbar seid in jenen Tagen, spricht der HERR, wird man nicht mehr sagen: «Die Bundeslade des HERRN»; und sie wird keinem mehr in den Sinn kommen, und man wird nicht mehr an sie denken noch sie suchen, und sie wird nicht wiederhergestellt werden. In jener Zeit wird man Jerusalem den Thron des HERRN nennen, und alle Nationen werden sich zu ihr versammeln wegen des Namens des HERRN in Jerusalem. Und sie werden nicht mehr der Verstocktheit ihres bösen Herzens folgen. Jeremia 3, 16-17

Gott hat seinem Volk also das Liebste weggenommen, ihr Prunkstück, den Kern ihrer Identität. Soll das eine Verlängerung der Strafe darstellen? Will er ihnen bei der Rückkehr ins Land quasi nur den Wohnraum zurückerstatten, sie aber religiös kastrieren? Können sie ihm denn noch sinnvolle Versöhnungstage anbieten, oder er ihnen, wenn im Allerheiligsten gähnende Leere herrscht? Es wurde nach 70 n. Chr. sogar noch krasser: Da sie den Tempel nicht mehr hatten, gab es auch das Versöhnungsritual mit dem Sündenbock nicht mehr, und sie gingen in der Fremde dazu über, aus purer Not und menschlichem Gebastel heraus, für den Versöhnungstag Hühner zu schlachten. Und das, obschon ein Huhn nie und nimmer ein Opfertier für Gott gewesen war, auch wenn ein Hühnerbraten durchaus schmeckt.
Nein, Gott wollte sie weder strafen noch religiös kastrieren. Er bereitete sie für etwas viel Grösseres vor. Das bisherige – und sogar das Beste des Bisherigen, die Bundeslade – wird dagegen nur ein Schatten sein, ein Abglanz, ein vorläufiges Symbol, ein Übungsstück, ein irdisches Modell usw. Gott musste es ihnen wegnehmen, sonst hätten sie nicht wachsen können. Sie klebten an der alten Lade, wie ein Pubertierender manchmal noch an seinen Kindheitserinnerungen klebt oder wie Eltern ihren Nachwuchs auch nach deren Heirat nicht wirklich loslassen können. Jawohl, das geschieht leider immer wieder. So kam es, dass im Moment, wo Jesus starb, der Vorhang im Tempel «von obenan bis untenaus zerriss». Ratsch! Ein Aufschrei im Tempel – das Allerheiligste steht schutzlos vor den diensthabenden Priestern. Gleichzeitig sind sie selber nicht mehr vor diesem (etwas unheimlichen) Allerheiligsten geschützt, in dessen Raum jeder Unbefugte nach dem Gesetz von Moses sterben würde.

Die Menschen rennen Hals über Kopf hinaus – aber nicht ohne vorher Notiz genommen zu haben, dass in dessen Innern gar keine Bundeslade steht. Ein Schreck geht durch ganz Jerusalem. Wie wird man den «Grossen Sabbat», den Doppelsabbat der Passahfeier, begehen können, wenn eine solche Katastrophe im Tempel geschehen ist? Man darf ja gar nicht mehr hinein, denn plötzlich ist der ganze Raum des Heiligtums zum Allerheiligsten geworden, oder das Allerheiligste ist profan geworden. Ein unbetretbarer Raum. Und wie bei Tschernobyl dann ein paar Arbeiter geschickt wurden, denen man nichts von der Verstrahlung sagte, so mussten wohl auch hier ein paar Handwerker im Auftrag von Hannas und Kaiphas den Vorhang reparieren gehen. Gestorben sind sie dabei sicher nicht.

Es geschah um unseretwillen

Vergessen wir nicht, was während dieser Pleite im Tempel draussen geschah, vor den Toren Jerusalems: Grad eben ist Jesus Christus am Kreuz elendiglich gestorben, nicht ohne vorher noch die Generalamnestie auszusprechen: «Vergib ihnen, sie wissen nicht, was sie tun.» Der Sündenbock des Passah-Festes und des Jom Kippur ist gar nicht ein Lamm oder eine Geiss, sondern es ist ein Mensch. Tierblut wird nie jemanden von Schuld reinigen– wie sollte es auch. Nur Gott kann dies tun, und nur so, dass er die Schuld selber übernimmt. Eine Drittperson zwischen dem dreieinigen Gott und dem der Sünde verfallenen Adam gibt es nicht. Auch nicht eine andere Instanz wie zum Beispiel die Bundeslade. Das wahre Lamm ist Christus, die wahre Bundeslade ist auch er, nämlich die «Lade des Zeugnisses». Das Gerät von Holz und Gold war bloss eine Veranschaulichung. Im Rückblick sind solcherlei Rituale religiöser Stoff.

Gottes Plan war immer schon ein ganz anderer, und Jeremia hat es vorausgesagt: Man wird das Alte vergessen, nicht mehr daran denken, es nicht mehr nachbauen. Jerusalem selber wird Gottes Thron sein, und zwar nicht sein Gemäuer, sondern die Menschen, die dort leben. Sonst hätte Gott ja ein altes Sinnbild bloss durch ein neues ersetzt. Aber das Alte ist wirklich mit Jesus am Kreuz gestorben – alles Alte, und restlos. Es wird nicht auferstehen, sondern Er ist auferstanden, er allein. Nicht auch noch die Bundeslade, und auch nicht die alte Tempelordnung mit Vorhängen und Leuchtern und Räuchereien. Hat nicht er selber vor seinem Tod vorausgesagt, er würde den Tempel abreissen und in drei Tagen neu aufbauen? Und er sprach ja in Joh. 2,19 vom Tempel seines Leibes, von sich selber.

Wer kann das verstehen? Wer ist bereit, es zu verstehen? Wer kann das Alte in den Tod geben, und wer ist bereit zu glauben, dass Gott an etwas ganz anderem interessiert ist als am Pflegen von Traditionen, von Namen, von Formen, die über Jahrhunderte weiterexistieren? Wer will hören, dass Gott nicht Gefallen daran hat, wenn wir alte Kisten herumtragen, selbst wenn sie mit Gold überzogen wären, wie einst die Lade, ja mit Engeln geschmückt? Vielleicht stehe ich aber vor Gott und sage ihm: «Nein, ich will beim Alten bleiben, du kannst es mir nicht wegnehmen. Und wenn auch der Vorhang zerreisst – ich werde ihn wieder flicken. Das verspreche ich dir.»

Wir sind Gottes Bundeslade

Der eigentliche Punkt aber ist der: Jesus Christus ist ja nicht gestorben und auferstanden und hernach sogar aufgefahren, um seine Herrschaft als Friedefürst mit den durchbohrten Händen anzutreten, um uns hier unten auf Sparflamme zu lassen, einzig mit dem Trost eines ewigen Lebens durch Vergebung der Sünden. Eigentlich ist er für ein höheres Ziel gestorben. Ja, gibt es überhaupt etwas Höheres als Vergebung und dadurch eine Aussicht auf das Weiterleben im künftigen Himmelreich? Ja das gibt es wirklich. Paulus sagt: «Er, der seines einzigen Sohnes nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle hingegeben hat – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?» (Röm. 8,32) Er starb also, um uns «alles zu schenken».
Kurz darauf fährt er zum Himmel. So, hat er gesagt, ist es besser für sie. Weshalb? Weil sie ihn auch wieder zu einer Art Bundeslade machen würden. Sie nähmen seine leibhaftige Gegenwart jetzt als neue Garantie, dass alles gut kommt, und dass Gottes Reich auf Erden sicher eingepflanzt ist. Aber er verhindert noch einmal den Bundesladen-Effekt; er entzieht sich ihnen. Das ist Auffahrt, für die Jünger eigentlich ein Schock. Andersherum wäre es für sie besser und vor allem tröstlicher gewesen, nach allem, was geschehen war. Nochmals einen Entzug durchmachen? Nochmals einen Verlust? Trennung für immer? Hat Gott nun seinen Sohn «für uns gegeben» (Röm. 8,32) oder hat er uns mit ihm doch wieder alles genommen?

Was hat Paulus damit gemeint? Schauen wir zehn Tage über die Auffahrt hinaus nach vorn: Jerusalem wird, wie Jeremia im dritten Kapitel prophezeit, zum Thron Gottes. Gott kommt und setzt sich auf Menschen, wie er sich früher auf die Lade setzte, damals symbolisch, indem gelegentlich ein Licht, ein Schein, ein Duft, eine Wolke den Tempel erfüllte. So dass man, wie bei Salomons Tempeleinweihung oder bei Jesajas Berufung, kaum in den Tempel eintreten konnte. Jetzt setzt er sich als ein Feuer auf die zwölf Apostel. Er thront auf Menschen. Gott erwählt sich Menschen zu seinem Thron. Von ihnen will er in die Welt getragen werden, zu andern Menschen und Völkern, in andere Länder und Kontinente. Genau das geschieht an Pfingsten. Diese Zwölf tragen die Präsenz Gottes, die auf ihnen ruht, zu dreitausend weiteren Stadtbewohnern und Besuchern des Pfingstfestes. Sie lassen sich taufen, wie es 1500 Jahre später die Täufer tun werden, als wieder eine Erweckung ausbricht und die kirchlichen Traditionen für sie belanglos werden.

Die Menschen werden Gottes Bundeslade. Sie tragen nicht Buchstaben des Gesetzes und der Gesetzlichkeit in ihrem Innern, und auch nicht Erinnerungen an ein längst vergangenes Manna, sondern sie sind vom Geist Gottes selber erfüllt. Den Geist Gottes erkennt man hauptsächlich daran, dass er erwecklich wirkt. Menschen ringsherum werden angesteckt und fangen auch Feuer. Gebracht wird ihnen nicht ein Kirchensystem, eine Kirchen- oder Freikirchenkultur. Gelehrt werden ihnen nicht Traditionen, Meinungen, Ansichten, eine Betriebsphilosophie. Jesus Christus selber ist es, in der Gegenwart seines Geistes, der die Menschen berührt und erfüllt. Es sind Menschen, die nicht mehr die alten Kasten herumtragen, sondern seine Gefässe sein wollen und auch werden dürfen.

Jede Gemeinde hat ein Endlager für die alten Laden: Vorne das Kreuz. Und jede Gemeinde hat einen Aussendungsort für die lebendigen, die zweibeinigen Bundesladen: Die Kanzel. Jede Gemeinde muss hier Position beziehen. Will sie im Einklang mit dem, was in Jerusalem geschah, vorwärtsgehen und den Akzent so legen, wie das Neue Testament (und auch schon Jeremia und das prophetische Alte Testament) ihn legt? Will sie Erweckung, was die Versammlung und Aussendung von lebendigen Bundesladen unweigerlich mit sich bringen wird? Oder will sie doch lieber die generationenalte Prozession von Kästen weiterführen?

Zu mir hat Gott deutlich geredet und gesagt: «Paul, für dich ist die Zeit der alten Laden vorbei. Gib sie mir. Ich habe etwas Erfreulicheres für dich. Es ist meine persönliche Kraft, meine Weisheit. Ich will, dass du durch meine Augen schauen kannst. Ich will, dass du dich ganz in mir verlierst – um dich dann so wieder zu finden. Ich will auch, dass du Erweckung erlebst, auch wenn du jetzt pensioniert bist. Es ist nichts weniger als mich selber, den du gegen deine bisherigen Kasten eintauschen kannst. Und wer ich wirklich bin, kannst du erst hernach erfahren». Ich merkte sogar, welche Kästen es sind. Jeder weiss es von sich selber.

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Carlos Ricci aus Nizza spielt auf dem Klavier in der Kapelle Les Mottes (2019)

Sonntag Kantate – Singet dem Herrn ein neues Lied

Wochenspruch: Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder. (Ps 98,1)
Wochenpsalm: Ps 98
Epistel: Kol 3,12–17
Evangelium: Lk 19,37–40
Altes Testament: 2. Chronik 5, 2-14
Wochenlied: Du meine Seele, singe

Zum Lesen: Andacht zum Sonntag Kantate von Benjamin Bouffée, Kirchenmusiker in Zehdenick

Zum Hören: Cantate dominum canticum novum von Claudio Monteverdi (2min)

Zum Hören und Sehen: Mit diesem Link kannst du die Kantate zum heutigen Sonntag hören : BWV 166 «Wo gehest du hin?» Bachstiftung ca 20 min. (Am Anfang paar Sekunden warten, falls Werbung erscheint klicken auf «Werbung überspringen»)

Es wird in diesen Tagen viel geschrieben darüber, was es mit dem Ausfallen der Gottesdienste und Anlässe in Kirchen und Gottesdiensthäuser über fast 3 Monate auf sich hat. Ebensoviel gibt die Wiederaufnahme der Gottesdienste zu denken und zu diskutieren.

Tomas Halik, orthodoxer Priester aus Prag, der während der Zeit des kommunistischen Regimes im Untergrund zum Priester geweiht wurde fragt: Die Gottesdienstorte geschlossen – ein Zeichen Gottes? Er sagt unter anderem: Die gegenwärtige Unterbrechung der religiösen Anlässe sind unsere Gelegenheit, anzuhalten und uns auf eine vertiefte Überlegung vor Gott und mit Gott einzulassen.

Zusammenfassend und auf die Kapelle La Chaux-d’Abel bezogen:

Unsere Gottesdiensthäuser sind vorwiegend Orte für religiöse Feiern. Doch Gott ist überall gegenwärtig und Jesus war da, wo die Menschen sind. Vielleicht sollten unsere Kirchen, die die meiste Zeit leer stehen und wenn etwas los ist eh wenig besetzt sind, neu auch vermehrt Orte werden für:

Begegnung – mit andern Menschen, nicht nur die Kirchgänger unter sich

Schönheit – Kunst, Malerei, Musik, Theater

Barmherzigkeit, denn es werden neu viel mehr Menschen bedürftig sein

Gespräch und Debatten über Spiritualität, Glauben, Kultur, Fragen von Gesellschaft und Umwelt usw.

Der Artikel, welcher in vielen Ländern zu reden gibt, ist in französisch auf der Website der Wochenzeitschrift La Vie zu finden.